Getestet wurde die Playstation 4-Version.
Story
Der Joker ist tot. Das dadurch entstehende Machtvakuum in Gothams Unterwelt bleibt lange unausgefüllt, bis Scarecrow sich mit den anderen Unterweltgrößen (Two-Face, Pinguin, Firefly, etc.) verbündet und zum großen Angriff bläst. Nachdem er angedroht hat, sein Angsttoxin über die ganze Stadt zu verteilen, wird sie größtenteils evakuiert. Batman hat also alle Hände voll zu tun, auch da sich ein neuer Spieler den Reihen von Scarecrow anschließt, der erstaunlich viel über den dunklen Ritter zu wissen scheint. Ein mysteriöser Fremder namens Arkham Knight.
Die Geschichte von Batman: Arkham Knight ist erstaunlich psychologisch. Angst ist ein großes Thema. Die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität. Die Angst vor dem Versagen und dem dadurch unausweichlichen Zerstören des eigenen Lebenswerks. Scarecrow passt als Schurke also sehr gut ins Konzept, bleibt als Bedrohung aber lange Zeit im Hintergrund. Die unmittelbare, physische Gefahr ist der Arkham Knight, der Batmans Versagensängste personifiziert.
Das klingt sehr positiv, was es auch ist, aber gegen Ende kamen doch ein paar Stolpersteine hinzu, die einen großartigen Abschluss der Rocksteady-Arkham-Trilogie verhindern. Die Auflösung wer nun hinter der Maske des Arkham Knights steckt ist nicht sehr befriedigend, ergibt aber thematisch durchaus Sinn. Eine wirklich große Überraschung blieb aber aus. Auch das Ende ist nicht so ikonografisch wie noch in Batman: Arkham City. Die Szene wie Batman den toten Joker auf seinen Armen trägt, war sensationell, findet hier aber keine gleichartige Wucht. Die braucht es aber auch nicht zwingend und die Geschichte ist trotz alledem spannend inszeniert, mit Wendungen und Überraschungen versehen und sorgt gelegentlich sogar für stockenden Atem. Als Abgesang auf den Batman der Arkham-Reihe funktioniert sie ausgezeichnet.
Gameplay
Manche Dinge sind im Vergleich zu den Vorgängern gleich geblieben. Das Free-Flow-Kampfsystem geht immer noch intuitiv von der Hand, wurde aber aufgepeppt durch das Dual-Play-Feature, welches den fliegenden Wechsel von Batman zu seinen Verbündeten (Catwoman, Nightwing, Robin) erlaubt und somit vernichtende Team-Combos ermöglicht. Die Jägerabschnitte, in denen man es mit Bewaffneten zu tun bekommt, wurden auch mit neuen Elementen versehen. So gibt es nun die Möglichkeit mehrere Feinde auf einmal auszuschalten, wenn man den Angstpegel gesteigert hat. Nach späteren Upgrade-Stufen kann man so bis zu fünf Gegner ins Reich der Träume schicken. Durch die coole Inszenierung gewinnt man ein Gefühl der absoluten Überlegenheit, dennoch ist man dadurch nicht allmächtig. Neue Feinde wie die Minigun-Schützen bieten gehörig Kontra und die Anzahl der Gegner wurde in diesen Abschnitten auch nach oben gedreht. Außerdem nutzen die Feinde neue Technologien, z. B. Geschütztürme, Tarnkleidung, wodurch man sie im Detektivmodus nicht sehen kann oder Scanner, die anschlagen, wenn man diesen zu lange benutzt.
Die größte Neuerung ist natürlich das Batmobil. Das pfeilschnelle Gefährt ist großartig inszeniert. Mauern, Zäune, Lampen, Statuen, Brunnen und Säulen werden von dem panzerartigen Gefährt förmlich pulverisiert. Gegner nehmen panisch reiß aus, wenn sie das Batmobil kommen sehen. Die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, geht später aber in Fleisch und Blut über.
In manchen Abschnitten bekommt man es mit der Panzerdrohnenarmee des Arkham Knight zu tun. In diesen Situationen mutiert das Spiel zu einer Shooter-Galerie. Launig ist das Ganze schon, aber für mich fühlte es sich gelegentlich wie ein Fremdkörper an. Die verschiedenen Drohnentypen verlangen schnelles Umschalten und Taktieren, sonderlich anspruchsvoll sollte man es sich aber nicht vorstellen. Hier muss man mal Beschuss ausweichen und da mal eine Rakete vom Himmel holen. Ausweichen ist Trumpf. Auch Schleichmissionen kommen im Batmobil vor. In diesen Fällen gilt es dann besonders starke Drohnen durch Beschuss auf die Rückseite zu zerstören.
Rennen gibt es, natürlich, auch. Diese werden vom Riddler abgehalten, meistens in abgesteckten Rundkursen, aber für manche der über die Stadt verteilten Fragezeichentrophäen muss man auch gegen die Zeit fahren. Die Rennen sind alles in allem ziemlich anspruchsvoll und können Leute, die nicht viel Rennspielerfahrung haben, durchaus auch frustrieren. Besonders ärgerlich wird die Steuerung in Röhren, in denen man vom Boden, über die Wände, zur Decke wechseln kann. Dort bockt das treue Vehikel häufiger mal und plumpst dann in Ermangelung von Schub zu Boden. In den Rennen bedeutet das neu Anfangen, in anderen Abschnitten den sofortigen Tod.
Aber kommen wir noch einmal auf den Riddler zurück. Auch in Batman: Arkham Knight hat er zahlreiche Rätsel versteckt, die ihr aufstöbern könnt. 243 gibt es im Spiel und manche sind richtig schöne Knobelkopfnüsse. Andere verlangen dagegen Schnelligkeit und Handaugenkoordination. Die Bilderrätsel feiern ebenfalls ihr Comeback. Ihr bekommt vom Riddler ein Rätsel gestellt und müsst dann die Umgebung absuchen, um das passende Motiv mit der Detektivsicht zu scannen.
Grafik
Wooooow. Booooah. Gooooooil. Das waren einige der Reaktionen, die ich während des Spielens gezeigt habe. Die Texturen, Animationen und Umgebungsgrafiken sind gestochen scharf, geschmeidig und wunderhübsch. Gotham ist ein trister Ort und die Handlung spielt stets bei Nacht, aber das liefert eine gruselige und deprimierende Atmosphäre die wunderbar zum Spiel passt. Kleinigkeit wie das Flattern von Batmans schweren Cape oder das Rütteln von Kleidern im Wind sorgen für mehr visuelle Glaubwürdigkeit. Die Umgebungen und Figuren strotzen nur so vor Details.
Riddler-Schergen die man verhört zeigen auf ihren Gesichtern Furcht, Handlanger die man verprügelt knallen in ihre Kollegen und reißen diese zu Boden, Rauch wirbelt auf, wenn das Batmobil die Reifen durch drehen lässt, Geldscheine fliegen umher, während man sich im wilden Kampf befindet. All das sorgt für erstklassige Glaubwürdigkeit.
Sound
Der Sound ist wuchtig. Wirklich. Das Batmobil röhrt wie ein Lamborghini, Mauern und Säulen bersten wenn das massive Geschoss sie zerstört, Schläge klingen schmerzhaft und das Rauschen der Luft, wenn man durch die Gegend gleitet, vermittelt das Gezeigte perfekt.
Musikalisch bewegt sich das Spiel Kopf an Kopf mit seinen Vorgängern. Stimmungsvolle Musik unterfüttert die Szenen, ohne sich übertrieben in den Vordergrund zu drängen. Sowas wie Danny Elfmans Batman Thema zum Film von 1989 sucht man Vergebens, aber Mitsummen ist auch gar nicht nötig, wenn einen die Musik in den Sog der Erzählung zieht.
Richtig stark ist auch die deutsche Synchronisation. Die Stimmen aus den Vorgängern sind allesamt wieder vertreten. Batman klingt mal grimmig, mal gebrochen und gelegentlich schön bockig. Auch sonst machen die Sprecher einen mehr als guten Eindruck und stehen ihren englischsprachigen Kollegen in nichts nach.
Fazit
Super Grafik, tolle Vertonung und eine über weite Strecken spannende Geschichte machen aus dem neusten Arkham-Ableger ein prima Spiel. Ganz reicht es nicht an den Klassenprimus Batman: Arkham City heran, aber die Reihe wird mit diesem Teil mehr als würdig abgeschlossen. Von uns gibt es eine klare Empfehlung.
9 von 10 Batsymbole